
Verabschiedung von Joachim Kirchhoff
Mitglieder aus allen acht Ortsgemeinden dankten dem scheidenden Pfarrer
Am Vierten Fastensonntag war es so weit. Mit einem feierlichen Gottesdienst verabschiedete sich Joachim Kirchhoff am 19. März 2023 nach langer schwerer Krankheit in St. Ansgar / Itzehoe in einer bis auf den letzten Platz besetzen Kirche von seinen Wirkungsstätten in Dithmarschen und Steinburg. Seit Januar 2023 ist er als Pastor mit neuen Aufgaben in der Pfarrei Heilig Geist in Hamburg Eimsbüttel, Harvestehude und Winterhude mit den Gemeinden St. Bonifatius, St. Elisabeth und St. Antonius tätig.
Nach kurzer Begrüßung durch unseren Pfarradministrator Pastor Dieter Lankes bedauerte Joachim Kirchhoff mit seinen Worten zur Eröffnung des Festgottesdienstes, dass er nicht wie geplant bis zu seiner Pensionierung in St. Nikolaus bleiben konnte. Humorvoll merkte er aber an, dass er es jetzt sehr zu schätzen wisse, wofür Ambo und Altar auch stünden, nämlich, dass man sich an ihnen festhalten könne. Herzlich dankte er allen, die für ihn während seiner schweren Herz-Erkrankung für ihn gebetet und die in Zeiten großer Ungewissheit in der Pfarrei St. Nikolaus die Dinge in die Hand genommen hätten.
Die dramatische Geschichte von der Heilung eines Blindgeborenen [Joh 9, 1-41] bildete den Ausgangspunkt für die Predigt: Während dieser geheilt werde und sehen könne, machten sich die anderen zunehmend blind, weil nicht sein könne, was nicht sein darf: Nämlich, dass Jesus Christus allein derjenige sei, der sehend machen könne.
Und dann wurde es mit der Predigt aktuell: Mächtige hätten Angst vor dem Verlust ihrer Macht. Deshalb hätten sie auch Angst vor der Wahrheit. In der Folge davon machten sie sich selbst blind und taub. Alle anderen Menschen versuchten sie zudem, auch noch mit Gewaltandrohungen stumm zu machen. Wer denkt da heute nicht an den Ukraine-Krieg oder an andere aktuelle Kriegsorte dieser Welt? Diese Spannung zwischen absolutem Machtanspruch und der Wahrheit ereigne sich aber nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen. Wahrscheinlich würden immer wieder mächtige Menschen dieses Verhaltensmuster wiederholen. Aber Gott sein Dank würden Menschen, die durch Christus sehend geworden seien, sich nicht mehr blind machen lassen. Und Pfarrer Kirchhoff stellte abschließend fest:
„Es ist wahr: Jesus ist der Heiland oder moderner ausgedrückt: der Retter der Welt.“
Nach dem Festgottesdienst waren alle ins Familienzentrum zum Empfang eingeladen. Unsere Pfarrpastoralratsvorsitzende, Hildegard Frankfurter, dankte Pfarrer Kirchhoff mit einer spritzigen, humorvollen, aber auch nachdenklichen Rede für seine in sechs Jahren geleistete Arbeit.
Mit der großen Aufgabe, die acht Gemeinden aus Dithmarschen und Steinburg zu einem pastoralen Raum zu verbinden, seien alle aus ihrer Komfortzone hervorgelockt und herausgefordert worden. In den Beratungsgremien hätten die Beteiligten Joachim Kirchhoff als Menschen mit theologischer und gesellschaftspolitischer Kompetenz und großer pastoraler Erfahrung kennen und schätzen gelernt. Er sei immer ein gefragter und gern gesehener Gast bei den Treffen der Gruppen und Kreise in unseren Gemeinden gewesen. Und, so Hildegard Frankfurter wörtlich mit bewegter Stimme:
„Wann immer jemand Hilfe benötigte, Sie haben niemanden vor der Tür stehen lassen und auch sonst vieles im Verborgenen geleistet.“
Zum Abschluss wünschte Frau Frankfurter Pastor Kirchhoff im Namen der Pfarrgemeinde Gottes Segen und Gesundheit und überreichte ihm als Abschiedsgeschenk drei Bücher mit Hintergrundinformationen über die drei Stadtteile Eimsbüttel, Harvestehude und Winterhude, seinem neuen Wirkungskreis.
„Vergesst den Baum nicht, vergesst die Alten nicht.“ [*] Mit diesem Satz, den Papst Franziskus geprägt hat, leitete Diakon Manfred Mahr seine Dankesrede ein. Er verwies auf manche Sorgen im Zusammenhang mit der anstehenden Immobilienreform.
Es habe ihn besonders beeindruckt, wie schnell Pfarrer Kirchhoff die soziale Struktur der Ortsgemeinden erfasst habe, die ehrenamtlich tätigen Personen vor Ort mit Namen kannte und wie er mit Respekt den Menschen mit ihren unterschiedlichen Charismen und Lebensgeschichten begegnet sei. Das habe Vertrauen geschaffen. Es habe auch dazu geführt, dass der Gemeinsame Ausschuss nach vier Jahren einstimmig den Erhalt aller Kirchorte (nicht aller Immobilien) beschlossen habe. Zudem sei die Vorstellung, dass Menschen nach der Profanierung ihres Kirchortes in einem großen Flächenland wie Dithmarschen / Steinburg in eine der erhaltenen Nachbargemeinden zum Gottesdienst gehen würden, angesichts der Überalterung unserer Gemeinden lebensfremd.
Angesichts der aktuellen bedrohlichen Weltlage, überreichte Diakon Manfred Mahr, seit vielen Jahren Mitglied der literaturwissenschaftlichen Karl-May-Gesellschaft, „in Zeiten, wo die Welt durch den brutalen Angriffskrieg in der Ukraine verunsichert wird, ,Karl Mays Friedenswege‘, einen Aufsatzband zum Pazifismus im Werk des Dichters und über die seinerzeitigen Debatten im pazifistischen Umfeld, an deren Spitze eine Freundin und Gesinnungsgenossin Karl Mays stand, die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner. Die Botschaften sind auch heute noch so aktuell wie vor 100 Jahren.“
Noch eine ganze Weile wurde an den verschiedenen Tischen gemeindeübergreifend miteinander gesprochen, Erfahrungen ausgetauscht und das persönliche Gespräch mit Joachim Kirchhoff gesucht, bis am Nachmittag zufriedene Gäste den Heimweg antraten.
Text: Diakon Manfred Mahr
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[*] Videobotschaft vom 8.12.2021 von Papst Franziskus nach Barcelona anlässlich der Einweihung des Marienturms der Basilika Sagrada Familia am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Zitiert nach: Papst Franziskus: Sagt “Ja” zur Gnade und “Nein” zur Sünde (catholicnewsagency.com) Zugriff am 12.03.2023.